»Es ist an der Zeit, unseren Beziehungen den Vorrang zu geben, als ob unser Leben davon abhinge – denn das tut es!«
JULIENNE HOLT-LUNSTAD, PHD
Die amerikanische Professorin für Psychologie und Neurowissenschaftlerin Julianne Holt-Lunstad & ihr Team konnten 2010 und 2015 in zwei groß angelegten, weltweiten Meta-Studien zeigen, wie wichtig soziale Beziehungen für unsere Gesundheit sind.
Dabei stellte sich heraus, dass soziale Isolation einen vergleichbaren negativen Effekt auf die Gesundheit hat, wie 15 Zigaretten täglich zu rauchen. Die Qualität der sozialen Verbundenheit hatte sogar deutlich mehr Einfluss auf die Sterblichkeit der untersuchten Teilnehmer*innen als exzessiver Alkoholkonsum, Bewegungsarmut, Übergewicht oder Luftverschmutzung.
In ihrer ersten Studie 2010 verglichen die Wissenschaftler*innen 148 Studien mit insgesamt 308 849 Teilnehmer*innen quer über den Erdball. Die Hälfte der Teilnehmer*innen stammte aus Nordamerika, die andere Hälfte aus Europa, Asien und Australien. Das Durchschnittsalter der Untersuchten betrug 63,9 Jahre, die Geschlechteraufteilung war mit 49 % weiblich und 51 % männlich fast ausgewogen. Überall fielen die Ergebnisse ähnlich aus und können so zusammengefasst werden:
Je mehr bessere Beziehungen du hast, umso länger lebst du!
Das Ausmaß deiner sozialen Verbundenheit beeinflusst außerdem
- deine Zellalterung
- deine Wundheilung sowie
- deine Anfälligkeit für Viruserkrankungen
Wenn du sozial verbunden bist,
- neigst du deutlich weniger zu Depressionen
- baust du deine kognitiven Fähigkeiten im Alter deutlich langsamer ab
- bist du glücklicher und zufriedener mit deinem Leben!
2015 wurden von derselben Forscherin die Daten von 3,4 Millionen Menschen weltweit erfasst und untersucht, welchen Einfluss Einsamkeit und soziale Isolation auf die Lebenserwartung haben.
Dabei wurde sichtbar, dass Einsamkeit und soziale Isolation, die Wahrscheinlichkeit für einen früheren Tod um 26%-29% erhöht. Die Sterblichkeit von alleinlebenden Menschen liegt demnach um 32% höher als bei jenen Menschen, die mit anderen zusammenlebten.
Es konnte außerdem gezeigt werden, dass das Ausmaß und die Qualität der Sozialen Verbundenheit das Risiko für
- Herzinfarkt
- Schlaganfall
- Diabetes Typ 2
- Demenz und
- Alzheimer
signifikant beeinflusst.
In diesem Sinne sollte die Pflege deiner sozialen Beziehungen einen ebenso wichtigen Stellenwert für deine Gesundheitsvorsorge darstellen, wie eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung oder mit dem Rauchen aufzuhören.
Wenn wir uns auch auf gesellschaftlicher Ebene diese Ergebnisse zu Herzen nehmen, dann sollten wir:
- Die Frage nach der Qualität der sozialen Beziehungen in Gesunden-Untersuchungen & Programmen integrieren
- Das Thema der Verbundenheit in Kindergärten & Schulen aufnehmen
- Gezielte Förderungsprogramme für Soziale Gesundheit & Verbundenheit entwickeln
- Soziale Isolation in die Liste der Gesundheits-Risiko-Faktoren wie Rauchen, Alkoholmissbrauch & Übergewicht aufnehmen
Die Gesundheit einer Gesellschaft ist ebenfalls abhängig von der Qualität ihrer Beziehungen
Aus der Auswertung der Datenmengen von Holt-Lunstad gehen auch augenöffnende Erkenntnisse auf gesellschaftlicher Ebene hervor: Die Gesundheit einer Gesellschaft hängt demnach nämlich überwiegend von sozialen und gesellschaftlichen Merkmalen ab. Medizinische Versorgung, das Gesundheitsverhalten, Gene und Biologie der Menschen haben dabei wesentlich weniger Einfluss, als sich dies in gesundheitspolitischen Maßnahmen derzeit widerspiegelt:
Bildquelle: Susanne Strobach & Ulrike Zika: Logbuch Achtsamkeit & Mitgefühl, erscheint im Beltz Verlag 2023
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